Bericht WiSe 2015
Unseren ersten Ausflug unternahmen wir auf die bekannte Werft „Blohm+Voss“. Mit einer großen Gruppe Erstsemestern und einigen Interessierten aus anderen Semestern wurden wir von einem Mitarbeiter auf dem Werftgelände herumgeführt. Wir sahen, wie in großen Werkshallen riesige Sektionen der neuen Fregatten vom Typ F125 aus Stahl gefertigt wurden, sodass diese später nur noch zu einem Ganzen zusammengesetzt werden mussten. Die Ausmaße der Bauteile wurden einem hier besonders bewusst. Außerdem wurden uns einige Arbeitsprozesse erläutert, so zum Beispiel wie Kniebleche zwei Werkstücke beim Zusammenschweißen sichern können oder wie ein Brenner funktioniert.
Des Weiteren besichtigten wir eines der Schwimmdocks. Wir waren sehr beeindruckt von der Luxusyacht „Eclipse“ des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch, die hier zu Reparaturarbeiten lag. Zu unserer Enttäuschung durften wir sie aber nur von Weitem betrachten [aus Gründen der Geheimhaltung]. Die erste Fregatte lag bereits im Wasser zwischen den Docks. Von der Kaimauer aus konnten wir die Restarbeiten an Deck aus nächster Nähe verfolgen.
Am Ende der Geländeführung standen wir am Rande des Trockendocks, aus welchem einst die „Bismark“ zu Wasser gelassen wurde.
Im Anschluss nahmen wir in einem Konferenzsaal Platz, wo uns der Schiffbauingenieur und ehemalige TUHH-Student Robert Sehmisch (OXOXOX) von seinen praktischen Erfahrungen aus der Arbeitswelt berichtete und Fragen beantwortete.
Diese erste Exkursion hat uns allen sehr gefallen und Lust auf mehr gemacht.
Die nächste Besichtigung ließ auch nicht lange auf sich warten. Sie führte uns auf die „Pella Sietas Werft“, wo heutzutage noch circa 160 Leute (plus bis zu 150 Leiharbeiter) arbeiten. Vergleichsweise hat Blohm und Voss circa 1100 feste Mitarbeiter.
Dies war also eine Werft in einer etwas kleineren Dimension, doch trotzdem gab es auch hier viel zu entdecken. Nach dem Motto „Von der Stahlplatte zum Schiff“ wurden wir über die Werft geführt. Die zahlreichen Fertigungsschritte finden hier alle in einer großen Halle statt. So bekamen wir einen guten Überblick über den Produktionsfluss, angefangen im Plattenlager über den Zuschnitt, das Schweißen und das Zusammensetzen im Sektionsbau bis hin zur Ausrüstung.
Ein besonderes Highlight war die Besichtigung eines Selbstentlader-Massengutschiffs vom Typ177, das bereits früher von „Sietas“ gebaut worden war und nun zur Nachrüstung eines Scrubbers zur Abgasentschwefelung in der Werft lag. Von der gut gelaunten (singenden) philippinischen Besatzung bekamen wir eine Spezial-Führung über das Maschinendeck. Dies war sehr lustig, abwechslungsreich und informativ.
Nachdem wir einen Eindruck von Werften bekommen hatten, ging unsere nächste Exkursion in die Hansestadt Lübeck, um das Hanseschiff „Lisa von Lübeck“ zu besichtigen. Professor Lehmann machte mit uns eine Führung über das Schiff. Wir erfuhren, dass es von 1999-2004 von circa 350 Leuten gebaut wurde und immer noch viele junge, sowie alte Menschen sich hobbytechnisch mit dem Schiff auseinandersetzen. Bei „Lisa“ handelt es sich um ein nachempfundenes Hanseschiff. Nach dem Rundgang sowohl über das Schiff, als auch durch die Werkstatt und das zugehörige kleine Museum, wurden wir ins warme Schiffsinnere zu Kaffee und selbst gebackenem Kuchen eingeladen. Hier lauschten wir in gemütlicher Runde den Erzählungen des Professors über die Entstehung, den Bau und die Aktivitäten der „Lisa von Lübeck“. Er erläuterte uns die Merkmale von Kraweel und Kogge und beendet ihn mit der logischen Aussage: „Unsere Kogge ist Kraweel“. Abschließend spazierten wir mit unserer Gruppe Schiffbauer über den berühmten Lübecker Weihnachtsmarkt.
Zuletzt fuhren wir gemeinsam nach Neustadt an die Ostsee. Dort befindet sich sowohl ein Marinestützpunkt, als auch eine Dienststelle der Bundespolizei.
Als Erstes bekamen wir eine Führung über eines der sechs modernen Streifenboote der Bundespolizei. Ein Mitarbeiter erlaubte uns Einblicke in seine Arbeit, erklärte uns wie das System der Bundespolizei funktioniert und berichtete von seiner hauptsächlichen Aufgabe, nämlich der Sicherung der Seegrenzen.
Nach einem stärkenden Mittagessen in der Marinekantine nahmen wir in einem Lehrsaal Platz und lernten einen Offizier und Ausbilder kennen. Er erläuterte anschaulich die Aufgaben der verschiedenen Marineschiffe, die Herausforderungen in der Ausbildung und der Familienplanung und die Zusammenarbeit mit ausländischen Marinestationen.
Doch es blieb nicht nur bei der Theorie, ein ausführlicher Geländerundgang folgte. Besonders begeisterte uns eine Spezialhalle mit einer flutbaren Doppelbodensektion. Hier kann man Lecks simulieren und zu Übungszwecken mit den verschiedensten Mitteln bekämpfen. Dies wurde auch für uns vorgeführt und wir bekamen sofort Lust es selbst ein Mal auszuprobieren. Gleichzeitig wurde uns aber auch bewusst wie schnell ein Schiff vollläuft.
Höhepunkt war die Erkundung des Ausbildungsschiffes „Köln“, einer ehemaligen Fregatte des Typs F120. Brandbekämpfung, Fortbewegung im Dunkeln, Leckbekämpfung sowie Zusammenarbeit in Stresssituationen wird dort intensiv geübt. Von präparierten Lecks aller Größen und Formen bis zu Brandherden in den verwinkeltesten Ecken gab es hier Einiges zu sehen. Das beeindruckende Schiff wirkte auf uns wie ein großer Abenteuerspielplatz, doch wir konnten uns gut vorstellen, dass auch Übungssituationen schon brenzlig werden können. Nach diesem eindrucksvollen, interessanten Tag bei der Marine traten wir die Heimreise an.
von Johanna Daniel & Theresa Mandl